Der Mund ist einer unserer wahrnehmungsintensivsten Bereiche: im Vergleich zum Rücken findet man im Mund-Nasendreieck mehr als die 100-fache Anzahl von Tastkörperchen. Patienten haben im Verlauf ihrer Erkrankung unterschiedliche Erfahrungen mit der Wahrung bzw. „Nicht-Wahrung“ von persönlicher Intimität gemacht. Sie haben erlebt, dass therapeutische oder pflegerische Maßnahmen in Intimzonen ausschließlich unter dem Aspekt der Notwendigkeit verrichtet wurden oder werden mussten. Bereits gemachte Erfahrungen mit Mundpflege oder ungewollter intimer Berührung sind oft ursächlich mitverantwortlich für Unsicherheiten und Ängste, die im Ergebnis möglicherweise zur Verweigerung von Mundpflege führen.
Häufig atmen schwerkranke Menschen mit offenem Mund, das führt zu Austrocknung der Mundschleimhaut, es bilden sich Beläge, die später zu Borken werden, und es entstehen Risse und Entzündungen in der Schleimhaut. In der Folge hat der Patient bei jedem Schlucken, und vor allem wenn Speisen zu sich genommen werden, Schmerzen.
Der Mundpflege kommt in der Begleitung Sterbender ein große Bedeutung zu: wenn sie zugelassen und durchgeführt wird, kann sie die Lebensqualität der Patienten deutlich steigern. Allerdings niemals gegen den Widerstand des Patienten durchführen!
Die Mundpflege gestaltet sich vor allem bei Menschen mit Beeinträchtigungen der Wahrnehmung häufig nicht einfach, sie pressen die Lippen aufeinander und/oder wenden den Kopf ab. Das hat in der Regel mit unangenehmen und fremden Erfahrungen zu tun, die sie während der Mundpflege gemacht und erlebt haben. Fremdkörper im Bereich des Mundes werden von ihnen zusätzlich als problematisch empfunden.
Folgende Vorgehen bei der täglichen Pflege können helfen, die Mundpflege wahrnehmungsbeeinträchtigter Patienten so zu gestalten, dass sie ihren Mund weiterhin positiv empfinden, eigene Aktivität entwickeln können oder die Mundpflege zumindest als akzeptabel erleben.
Der Geschmack von Butter und Sahne wird von Menschen, die die Kriegsjahre miterlebt haben häufig mit positiven Gefühlen verbunden. Versuchen Sie die Lippen damit dünn einzustreichen, oft wird begonnen die Butter von den Lippen abzulecken!
© der Pflegetipps, wenn nicht gesondert vermerkt: Bettina Tews-Harms
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